Biu-Tze-Dao

Die Biu-Tze-Dao-Form ist die dritte und fortgeschrittenste waffenlose Form im Weng Tjun-System und stellt einen entscheidenden Schritt für den Schüler dar, der bereits die grundlegenden und defensive Techniken der ersten beiden Formen beherrscht. Während die Siu-Lim-Tao-Form die Basis für die grundlegenden Techniken und die Cham-Kiu-Form die Verteidigung im Angriffsfall stärkt, legt Biu-Tze-Dao den Fokus auf offensive und hochwirksame Angriffsbewegungen, die zum Zweck der Verteidigung eingesetzt werden.
Im Weng Tjun ist der Satz „Angriff ist die beste Verteidigung“ nicht nur ein Sprichwort, sondern eine zentrale Philosophie, die in der Biu-Tze-Dao-Form ihre volle Bedeutung entfaltet. Ein erfahrener Weng Tjun-Kämpfer, der diese Form gemeistert hat, kann sich nicht nur erfolgreich gegen Angriffe verteidigen, sondern auch dann noch mit einem eigenen Gegenangriff reagieren, wenn der gegnerische Angriff bereits unmittelbar bevorsteht.
Biu-Tze-Dao stellt damit eine weitere Ebene der Auseinandersetzung dar, bei der Abwehrtechniken reduziert oder ganz vermieden werden, zugunsten eines aktiven, schnellen und direkten Gegenangriffs. Der Schüler lernt, den Angriff des Gegners nicht nur zu überstehen, sondern ihn sofort mit einer eigenen, noch gefährlicheren Technik zu kontern, die den Gegner überrumpelt und kontrolliert.
Die Techniken der Biu-Tze-Dao-Form sind vielseitig und hochwirksam. Sie beinhalten:
- Angriffe mit den Fingern: Diese sind besonders präzise und ermöglichen es dem Kämpfer, in kritischen Momenten direkt auf empfindliche Stellen des Körpers zu treffen. Die Anwendung von Fingern als Waffe ist eine der markantesten Eigenschaften der Biu-Tze-Dao-Form.
- Ellenbogen- und Handkantentechniken: Der Ellenbogen ist ein kraftvolles Mittel in der Nahkampfzone und wird in dieser Form besonders effektiv eingesetzt, um den Gegner schnell zu überwältigen. Auch die Handkante findet Anwendung, um mit schnellem, scharfem Druck gezielte Schläge zu setzen.
- Fausttechniken: Diese werden gezielt in einem kraftvollen Angriff eingesetzt, um den Gegner zu kontrollieren oder in die Defensive zu drängen. Der Faustschlag kann mit einer Vielzahl von Techniken kombiniert werden, um den maximalen Effekt zu erzielen.
- Fuß- und Schrittarbeit: Die Bewegungen in der Biu-Tze-Dao-Form erfordern eine ausgeklügelte Fußarbeit, die es dem Schüler ermöglicht, jederzeit in die optimale Angriffsposition zu gelangen, ohne die Kontrolle über die Distanz oder die eigene Stabilität zu verlieren. Dies sorgt für Flexibilität und Präzision im Kampf.
- Greifmethoden und Befreiungen: Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Biu-Tze-Dao-Form sind Greiftechniken, die den Kämpfer in die Lage versetzen, sich aus Umklammerungen zu befreien oder den Gegner zu kontrollieren, wenn dieser zu nahe kommt.
- Kampfkunst inspiriert durch Waffen: Auch wenn die Biu-Tze-Dao eine waffenlose Form ist, erinnern ihre Bewegungen stellenweise an den Umgang mit Messer oder Schwert aus der Weng Tjun Messer-Form. Diese Eleganz und Präzision in den Bewegungen machen die Form besonders gefährlich und wirkungsvoll.